Jetzt doch noch wieder Abba – das unnötigste Comeback seit vielen Jahren

Für viele gehören Abba-Songs zum Besten, was Songwriting in den 1970er-Jahre zu bieten hatte. Und selbst, wenn man kein Abba-Fan war und ist, gilt es festzuhalten, dass Ohrwürmer wie das temperamentvolle Waterloo, mit dem die schwedische Gruppe durch den ESC-Sieg 1974 mit einem Schlag weltberühmt wurde, das dramaturgisch geschickt aufgebaute SOS oder das verträumt-romantische Fernando längst Teil des kollektiven musikalischen Gedächtnis der Menschheit geworden sind. Jetzt haben die vier Skandinavier, die stramm auf die 80 zugehen, nach fast 40 Jahren ein neues Album herausgebracht. Also Zeit, in die CD Voyage mal ganz genau hinzuhören:

Vorab gab es ja schon mal zwei Singles, die mit dem üblichem medialen Tamtam ins Rennen geschickt wurden, leicht erkennbar als Abba-Songs, gefällig wie immer und rundum radiotauglich, aber es fehlt dieser catchy Chorus, der einst Stücke wie Mama Mia oder So Long lässig mitsingbar machte und damit von billiger Massenware deutlich distinktiv werden ließ.

Für die neuen Songs gilt Letzteres mitnichten. Kaum ein Stück hat irgendwas Besonderes oder gar Originelles, absolut nichts, was clever im Ohr bleiben würde. Dass die Texte banal geworden sind, mag man verzeihen, auch früher riss man da keine Bäume aus, doch inzwischen sind sie in schlechtem Englisch und inhaltlich peinlich trivial. Die Stimmen von Agneta und Anni-Frid klingen dank moderner Studiotechnik zwar fast wie einst, aber reicht das, um nach so langer Pause einen solchen Rücktritt vom Rücktritt zu machen.

Die Kohle kann nicht der Grund für dieses späte Comeback sein. Was Abba damals in gerade mal 8 Jahren und bis heute verdient haben, reicht dicke noch für ihre Kindeskinder und sorgt dafür, dass diese zumindest aus finanziellen Gründen nie einen Finger im Berufsleben krumm machen müssen. Oder hatten die zwei Ex-Ehepaare einfach Lust, mal wieder zusammen ins Studio zu gehen und Musik zu machen? Mag sein. Who knows?

Sagen wir mal so: Thank you for the music, aber auf diese Zugabe hätten wir gut verzichten können.

Eine CD-Besprechung von Hans G.

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