Goethe (wer sonst) hat als Erster aufgeschlagen, wenn es um das Italienbild in der deutschen Literatur geht und in seiner Italienischen Reise das Bild des Sehnsuchtslands südlich der Alpen ins kollektive Bewusstsein gerückt. Doch was kam nach ihm?
Goethe interessiert sich vor allem für die Antike und sucht in Rom ein Bildungsideal, Seume wandert von Sachsen bis nach Sizilien und beschreibt unprätentiös Leute und Landschaft in seinem Spaziergang nach Syrakus.
Heine macht sich in rheinischer Überheblichkeit über die alpinen Bewohner lustig und begeistert sich dann für die mittelalterliche Stadt Lucca. Auch Eichendorff siedelt seine romantische Novelle Das Marmorbild im toskanischen Lucca an.
In Kellers Grünem Heinrich wird Italien zu “jener wunderlichen Fiktion, in der sich Künstler des Nordens rettungslos verlieren kann”.
Thomas Manns Tod in Venedig deutet Italien als Fantasma: “ein Ventil”, um die “Mängel des Nordens” zu kompensieren.
Koeppen treibt diese Sichtweise schließlich auf die Spitze. In Tod in Rom bleiben “nur Namen und pure Natur, sprachlose Animalität. Die Tradition, die Kultur hat sich in einen endgültig leeren Haufen Ruinen verwandelt, die niemanden mehr erschüttern.”
Später rücken freilich internationale Popstars aus Italien das lädierte Italienbild auch hierzuland wieder zurecht. Gianni Nannini, Eros Ramazotti und Laura Pausini singen vom modernen Italien von heute, das weder dem tradierten, noch dem demontierten Klischee entspricht, sondern von einem südeuropäischen Land im 21. Jahrhundert.