jgs-Buchtipp: F. C. Delius “Die Zukunft der Schönheit”

Erst kürzlich hat er zu seinen zahlreichen Auszeichnungen eine weitere hinzubekommen: den Ehrendoktor der theologischen Fakultät der Uni Rostock. Begründung: Der Schriftsteller F. C. Delius verbinde die wissenschaftlich historisch fundierte Erschließung theologisch und gesellschaftlich relevanter Themen mit literarisch fiktiven Deutungen. Bereits 2011 hatte er den renommierten Georg-Büchner-Preis erhalten und 2018 erschien eines seiner besten Bücher “Die Zukunft der Schönheit”. Um diesen empfehlenswerten Roman soll es hier gehen:

Zum Inhalt: 1966 geht ein junger Deutscher aus Hessen in einen New Yorker Jazzclub und hört den Saxophonisten Albert Ayler spielen. Zunächst befremdet ihn diese wilde Musik, doch je mehr er sich auf sie Musik einlässt, desto näher kommt der Protagonist auch sich selbst. Ein aufregender Prozess beginnt: Er beginnt sich mit seinen eigenen Problemen auseinanderzusetzen und erkennt die Energie, die in Wachheit und Mut stecken können: eine autobiographische Erzählung von Friedrich Christian Delius, die den Leser den Aufbruchsgeist einer ganzen Epoche miterleben lässt.

Brillant geschrieben, sehr empfehlenswert.

Was sagen die anderen dazu?

Rezensent Andreas Kilb konstatiert in der FAZ, das Buch sei keine Novelle, sondern eine “klassische Jazznummer in Prosa”. Er hält das Buch für “absolut lesenswert.” Auch Jens Utthoff zeigt sich in der TAZ angetan: Am besten gefalle ihm, wie Delius die losgelöste Musik von Albert Ayler in Analogie zu der kommenden Befreiung der jungen Generation von den “Vaterdiktaten, Muttergeboten, Lehrernormen” setze.

Und auch Thomas Steinfeld hebt ganz klar den Daumen in der SZ: Autobiografisch geprägt, vor allem aber herrlich “abgründig” findet er das Buch. Schlechte Kritiken sind so gut wie gar keine zu finden. Das ist freilich ungewöhnlich, aber nachvollziehbar. Hier blickt die gereifte Schriftstellerpersönlichkeit Delius zurück auf zunächst durchaus unbedarfte Anfänge, die dann aber zu enormen Entwicklungsschritten bei dem Protagonisten führen. Das hat was. Und die ohnehin stets spannende Wechselwirkung von Musik und Literatur funktioniert hier hervorragend.

Blicken wir noch kurz zurück auf die Laudatio, als Delius 2011 den renommierten Georg-Büchner verliehen bekam:

“Obwohl Delius ein sogenannter Achtundsechziger war, hat er doch die Klugheit besessen, sich parteilich nicht davon auffressen zu lassen. Auch als Chronist der Zeit, als der er sich in vielen seiner Bücher zeigte, wahrt er immer einen klugen unabhängigen Standpunkt, und die Freiheit des Literarischen bleibt nicht auf der Strecke. (…) Wir ehren hier einen integren Mann und einen Schriftsteller, der mehr als nur ein heißes Eisen angefasst und dabei kühlen, will heißen klugen Kopf bewahrt hat.”

Schön gesagt, dem ist nicht viel hinzuzufügen. Außer vielleicht: viel Spaß beim Entdecken dieses bemerkenswerten Autors!

Foto: Yamaha Saxophone YAS-62.tif

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