JGS-Buchtipp: “Last Stories” von William Trevor

Tatsächlich bekommen hat er ihn nie, doch lange Zeit galt William Trevor als heißer Kandidat für den Literaturnobelpreis. Der 2016 verstorbene irische Autor, der in Südengland lebte, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen: Etwas ganz Besonderes sind seine ausgeklügelten Kurzgeschichten. Sein letztes Buch “Last Stories” ist jetzt als “Letzte Erzählungen” auch hierzulande in einer guten Übersetzung erschienen:

Das Lesen einer Kurzgeschichte von William Trevor kann wirken wie ein kräftiger Koffeinstoß am späten Abend. Macht wach und aufmerksam mit einem Schlag. Dabei versteckt sich das Entscheidende oft zwischen den Zeilen. Oder um es mit den Worten von William Trevor auszudrücken: “Die Kunst der Kurzgeschichte liegt in dem, was sie auslässt wie in dem, was sie erzählt”.

Vieles spielt sich geschlossenen Räumen ab. Darin ist dem englischen Dramatiker Harold Pinter nicht unähnlich, doch beide haben ihren eigenen, ganz unverwechselbaren Stil.

Oft spielt auch ein Verbrechen eine Rolle. Doch nicht das Verbrechen ist das eigentliche Thema, sondern es ist nur ein Vehikel für die sublime Tragödie von nicht eingelösten menschlichen Begegnungen und der Sehnsucht nach Liebe und Nähe.

Und was sagen die anderen dazu?

New York Times Book Review: “Niemand konnte Wendepunkte im Leben so einfangen wie dieser große irische Autor. Dieser Band ist sein letztes Geschenk an uns, seine pralle Handlung entspringt einzig menschlichem Gefühl.”

“Seine letzten zehn Geschichten gehören zum Besten, was er geschrieben hat,” lobt auch Karl-Heinz Ott in der FAZ. Und Tanya Lieske vom Deutschlandfunk bescheinigt ihm anerkennend: “Spannungserzeugung ist ein Wort, das mit William Trevors Werk untrennbar verbunden ist.” So isses, kaum ein anderer Literat beherrscht die Strategien der wohldosierten Informationsvergabe wie dieser irische Autor. Sehr lesenwert für Leute mit einem erlesenen Geschmack!

 

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