TV-Tipp: “Der Überläufer” von Siegfried Lenz heute im TV

Foto: NDR/Dreamtool Entertainment

Wir erinnern uns: Gerade mal vier Jahre ist es her, als dem Verlag Hoffmann und Campe ein echter Coup gelang. Im Nachlass von Siegfried Lenz war völlig unverhofft der bisher nicht veröffentlichte Roman “Der Überläufer” aufgetaucht, den der Verlag dann 2016 posthum veröffentlichte.

Als der junge Autor den Roman 1951 dem Verlag diesen Roman als sein erst 2. Buch angeboten hat, lehnte dieser ab mit der Begründung, das Thema sei zu brisant und heikel. 2016 wurde dann daraus ein großer Erfolg.

Der Roman erzählt die Geschichte des jungen deutschen Soldaten Walter im 2. Weltkrieg, der sich an der Front in die Polin Wanda verliebt und schließlich desertiert, um ins Lager der Partisanen überzuwechseln. Und er zeigt hautnah und eindrucksvoll, wie Krieg Menschen kaputt macht.

Die Resonanz auf die Veröffentlichung war facettenreich und kontrovers:

FAZ-Rezensent Friedmar Apel sieht darin “Lenz auf der Höhe moderner Romankunst.” Barbara Möller zeigt sich in der “Welt” begeistert, sie hält das posthume Erscheinen “für eine Sensation” und lobt den “kraftvoll und aufregend geschriebenen Roman und dessen authentische Unmittelbarkeit”.

Weit weniger angetan ist Rainer Moritz in der NZZ. Er freue sich zwar über den Erfolg des Buches, dieser habe aber allerdings mit der Beliebtheit des Autors, die sich auf den Text übertrage, zu tun, “und weniger mit dessen Güte.”

Helmut Bötiger in der ZEIT findet die Handlung gut, schränkt aber ein, heute lese sich das alles “zwar stellenweise melodramatisch”, aber Lenz zeichne ein “überaus anschauliches Bild dieser Zeit”.

Angesichts einer solch großen Bandbreite in der Literaturkritik darf man gespannt sein, was das Fernsehen in der zweiteiligen Verfilmung daraus gemacht hat. Der 1. Teil läuft heute um 20.15 in der ARD, als Vierteiler ist “Der Überläufer” auch in der Mediathek zu sehen.

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz    Foto: dpa

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