Zweimal Humboldt zum 250sten: jetzt auch als Graphic Novel oder doch als Biografie?

Pünktlich zum 250. Geburtstag von Alexander Humboldt am 14. September dieses Jahr liegt die erfolgreiche Humboldt-Biografie von Andrea Wulf von nun auch als Graphic Novel vor: Mit ausdrucksstarken Zeichnungen der New Yorker Illustratorin Lillian Melcher ist ein durchaus ansehnliches, ziemlich farbenfrohes, vielleicht etwas zu opulentes Produkt enstanden, über das der stets launige TV-Plauderer Denis Scheck euphorisiert meint, öffentlich sagen zu sollen: ” ‘Die Abenteuer des Alexander von Humboldt’ ist eine Augenweide und eine Fundgrube für jeden, der sich ein Fünkchen Neugier bewahrt hat.”

Das penetrante Faible dieses schrillbunten Fernsehvogels mit dem schlechten Klamottengeschmack als Markenzeichen, seine mäßigen Beiträge durch aufgesetzte, freilich leicht zitierfähige Apercues am Schluss aufbrezeln zu wollen, deckt – auch in diesem Fall – leider mehr zu als auf. Bei Scheck hat das Methode, ihm geht es weniger um Inhalte, vielmehr zählt die Verpackung: Ob er mit albernem Tropenhut auf dem Kopf im Dschungelsetting beim Fernsehtalk mit Andrea Wulf Belangloses faselt oder mit hoher Stirn sich vor einem Stapel Neuerscheinungen abmüht, wenigstens ein bisschen geistreich zu wirken, der schwäbelnde Literaturansager macht meist eine mickrige Figur: viel heiße Luft, ganz wenig Substanz. Auf sein Urteil sollte man sich in Sachen Literatur besser nicht verlassen.

Okay, wer Graphic Novels als Genre mag, ungern liest und 28 Euro für sowas überhat, dem kann Scheck diese Graphic Novel vielleicht schmackhaft machen oder aufschwatzen. Dafür wird er bezahlt, dagegen ist wenig einzuwenden.

Wer’s weniger aufgeblasen und intellektuell redlicher mag, dem sei eher (zum nach wie vor) großartigen Lesevergnügen an Andrea Wulfs Humboldt-Bio “Die Erfindung der Natur” von 2015 geraten. Damit versäumt man ganz sicher nichts! 

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