Muss das sein? Das Literarische Quartett 2020 im 3. Aufguss

Das Literarische Quartett war eine Kulturkultsendung im ZDF. Das Original mit Marcel Reich-Ranicki, Helmut Karasek, Sigrid Löffler und einem Gast sorgte 13 Jahre lang mit kontroversen Diskussionen und kultivierter Polemik für gepflegte Unterhaltung und dezente Anregungen zum Bücherlesen.

Fast 400 Bücher wurden in dieser Zeit besprochen. Die Rollen waren klar verteilt: Reich-Ranicki und Karasek duellierten sich heftig, Löffler fiel die Rolle der etwas blassen, leicht weltfremd und verkopft wirkenden Literaturkennerin zu, damit sich die Herren der Schöpfung prächtig bei ihren Wortgefechten gefallen konnten.

So weit, so gut. 2001 war dann Schluss, alles hat seine Zeit.

Bis man 2015 beim ZDF auf die wenig glorreiche Idee kam, das Format leicht aufpoliert mit jüngeren Akteuren aufzuwärmen: Das Diskussionsniveau wurde dabei gnadenlos heruntergefahren, Laien wie Christine Westermann kamen in der Runde zum Zug, wohl um Publikumsnähe zu generieren, der Sendung wurde so richtig der Zahn gezogen.

Nach vier trostlosen Jahren warfen Westermann und der farblose Volker Weidermann, der nie das Format von Karasek oder Reich-Ranicki hatte, jetzt die Brocken hin. Danke dafür.

Nun kommt das ZDF 2020 mit dem 3. Aufguss. Meistens wird der Tee dabei nicht besser, sondern fader und schwächer, schwer vorstellbar, dass das bei diesem Format anders sein könnte.

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