JGS-Büchertipp: “Lyrics” von Paul McCartney

Sir Paul McCartney vorzustellen, hieße Eulen nach Athen tragen oder wie man im Englischen so schön sagt: to carry coals to Newcastle. Jetzt hat der legendäre, inzwischen fast 80-jährige Komponist und Musiker ein opulentes Alterswerk aufgelegt, das in zwei dicken Bänden zu insgesamt 154 ausgewählten Songs aus seiner Feder ziemlich persönlich Auskunft gibt, etwa wie die Stücke entstanden sind, wer und was ihn dazu inspiriert hat:

Was schon mal gut ist, ist, dass die Songs nicht abgegriffen chronologisch, sondern alpahabetisch angeordnet sind, und natürlich umfassen sie sämtliche Schaffensphasen des gebürtigen Liverpoolers, von den Beatles über die Wings bis hin zu seiner langen Solokarriere. So erfährt man etwa, wie lange es dauerte, bis 1973 die monströse Titelmusik zum James-Bond-Klassiker Live and Let Die im Kasten war oder wie die Beatles – etwa bei Back in the USSR – bei den Beach Boys abgekupfert haben und genauso umgekehrt oder warum ein Song wie Birthday live immer besonders gut funktioniert hat.

Was einem zum Glück erspart bleibt, sind peinliche Details aus seinem Privatleben, kein Wort zum Rosenkrieg mit Heather Mills und kein Ton zum Filmflop Magical Mystery Tour, wohl aber Bemerkenswertes zu den Lyrics der frühen Beatles-Songs wie She Loves You. Tenor: Wenn man in einer einzigen Woche die Songs für ein ganzes Album komponiert haben soll, fehle ganz einfach die Zeit für tiefgründigere Texte als solche.

Für hartgesottene Sammler dürften auch die Originalmanuskripte, Fotos und Produktionsdaten von Interesse sein, die McCartneys Büro in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt hat. Für Beatlesfans ist das Oeuvre sicher ein Muss, wer die Stones lieber mag, für den genügt es vielleicht auch, im Bücherladen mal genüsslich durch die fast 900 Seiten zu stöbern, ohne die eigenen Bücherregale mit den beiden 5 Kilo schweren Bänden einsturzgefährdet zu machen.

Foto: BeatlesVara1964.png

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