JGS-Lesetipp: Der Weltreporter von Hannes Stein

Dem Buch, das aus 12 haarsträubenden, literarisch angehauchten Reportagen eines um die Welt reisenden, etwas altbacken wirkenden Reporters besteht, ist eine gewisse Originalität keinesfalls abzustreiten. Da wird munter ein Zitat aus “Sindbad der Seefahrer” vorangestellt, doch der Autor bedient sich auch kräftig bei Decamerone, Münchhausen und der TV-Kultserie Kir Royal und lässt – durchaus beflügelt davon – seine Fantasiefigur durch die Lande jetten:

Bodo von Unruh begegnet dabei manch Skurriles, Unverhofftes und durchaus Neugierigmachendes, aber auch An-den-Haaren-herbei-Gezogenenes und mitunter plump Konstruiertes, dennoch lohnt die Tour de Force durch ganz disparate Locations wie Sibirien, Israel und das Amazonasgebiet und hält Vergnüglich-Komisches für den Leser bereit. Etwa die witzige Story von einem Anglisten, der in seiner Dissertation beweisen will, dass Shakespeare in Wirklichkeit eine Frau gewesen sei und sich damit die akademische Karriere verbaut. Oder eine moderne Spielart von Thomas Morus “Utopia”, in die Weite Sibiriens verlegt und längst kybernetisch geleitet.

Man merkt dem in New York lebenden, deutschen Autor die Lust am Fabulieren und den genüsslichen Verstoß gegen das Für-politisch-korrekt-Gehaltene an, mitunter verkommt es freilich zum Selbstzweck. Wer über sich selbst lachen oder zumindest schmunzeln kann, kommt voll auf seine Kosten. Wer von solch literaturaffin aufbereiteten Spleenigkeiten nichts hält, kann auch davon die Finger lassen.

Mein Tipp: Am besten selber lesen und sich ein eigenes Urteil bilden.

 

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