JGS-Lesetipp: Reiseromane

Laurence Sterne, der mit seinem “Tristram Shandy” einen der wichtigsten literarischen Romane des 18. Jahrhunderts geschrieben hat, gehört zu den frühen Vertretern des Genres Reiseroman. “Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien” erscheint 1768 und wird ein großer Erfolg.

Hierzulande schlägt der aus anderen Zusammenhängen bekannte Freiherr Knigge 1792 mit “Die Reise nach Braunschweig” auf und macht das Genre salonfähig. Er beschreibt die Reise einer vierköpfigen Gruppe aus einem fiktiven Ort bei Hannover in die Stadt Braunschweig, um dort den historisch belegten Ballonaufstieg des französischen Ballonfahrers Jean-Pierre Blanchard mitzuerleben.

Goethes “Italienische Reise”, die ihn über Rom bis nach Sizilien führt, und Seumes “Spaziergang nach Syrakus” bescheren dann dem Reiseroman eine erste richtige Blütezeit.

1884 kommt mit Mark Twains Klassiker “Die Abenteuer des Huckleberry Finn” ein weiterer Meilenstein hinzu, und Joseph Conrads “Herz der Finsternis” wird zum berühmtesten Reiseroman des frühen 20. Jahrhunderts, er erzählt die Geschichte des Flussdampferkapitäns Charlie Marlow durch Zentralafrika, wo er Zeuge von Ausbeutung und brutaler Unterdrückung wird.

1957 entwickelt Jack Kerouac mit “Unterwegs” das Genre auf die ihm eigene Art weiter und wird so zu einer Gallionsfigur der Beat Generation der 1960er-Jahre.

Orhan Parmuk steuert in den Neunzigerjahren “Das neue Leben” bei, in dem der Protagonist aus Istanbul in den Osten der Türkei reist, und im 21. Jahrhundert geben Krachts “1979” und Florescus “Der kurze Weg nach Hause” dem modernen Reiseroman neue Impulse.

Foto: Heiko Schwientek

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