jgs-Serie “Grad mein Lieblingsbuch”: Vom Trauma zur Lebensbewältigung – Benedict Wells Roman “Vom Ende der Einsamkeit”

 

Wie heißt es so schön: Die Mischung macht’s, das ist auch bei Benedict Wells viertem Roman “Vom Ende der Einsamkeit” der Fall, der vor 3 Jahren erschien, vielfach ausgezeichnet und inzwischen in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden ist.

Er erzählt die Geschichte vom Erwachsenwerden von drei Geschwistern, die durch einen Unfall ihre Eltern verloren haben, und die alle völlig unterschiedliche Lebenswege einschlagen.

In zahlreichen Rückblenden spannt sich der erzählerische Bogen über drei Jahrzehnte, in denen viel passiert, auch Tragisches, dennoch trifft NDR-Rezensentin Katja Weise den Nagel auf den Kopf, wenn sie konstatiert, dass es Wells trotz der geballten Tragik des Romans gelinge, „beinahe ein Wohlfühlklima zu schaffen und dafür zu sorgen, dass der Leser mit seinem Taschentuch in der Hand nach der Lektüre dieses Familienromans ziemlich glücklich ist.“ Viel schöner kann man es nicht sagen.

Christian Mayer attestiert dem Autor in der SZ dass “dieses wunderbare Buch überraschend anders” sei: Selbstfindung ganz ohne “Ego-Pomp”. Insbesondere das Schicksal des Ich-Erzählers Jules, der mit der ebenfalls verwaisten Alva eine Familie gründet und versucht, Einsamkeit und Verlust zu überwinden, habe ihn tief berührt. Also, fast so etwas wie ein literarischer Ritterschlag in der Süddeutschen, wohingegen der Kritiker der FAZ kein gutes Haar an dem Buch lässt. Meinung gegen Meinung eben.

Für den Autor selbst steht fest, dass “es einfach das wichtigste Buch für mich ist, weil es meine Themen sind.” Sieben Jahre habe er daran gearbeitet, ursprünglich hatte das Manuskript 800 Seiten, davon ist jetzt knapp die Hälfte geblieben, ein angemessener Umfang für eine solchermaßen angelegte Story.

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt der Roman auch den Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag. Begründung der Jury: “Berührend erzählt, sprachlich großartig, schildert Benedict Wells, wie die Traumatisierung nach und nach in Lebensbewältigung übergeht. Ein kluges Werk über Verlust und Bewahren, über langsame Selbstfindung, über die Macht des Vergangenen, ungeachtet seiner Traurigkeit tröstlich, zuweilen sogar komisch.”

Das Buch hat alles, was einen guten zeitgenössischen Roman ausmacht.

Deshalb: sehr lesens- und empfehlenswert und mit 13 Euro als Taschenbuch bei Diogenes auch erschwinglich!

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