Kein Schnäppchen: 6 Monate Schule auf See

Auf den ersten Blick klingt es wie ein lang gehegter Schülertraum: 6 Monate durch die Welt segeln statt Fernunterricht im Home-Office. 33 Schüler und Schülerinnen, drei Lehrkräfte und eine erfahrene Segelcrew sind jetzt mit der “Pelican of London” im niedersächsischen Hafenstädtchen Emden wieder an Land gegangen und von Freunden und Verwandten herzlich empfangen worden:

Ein Schnäppchen ist eine solche Reise freilich nicht: 25.000 Euro musste jeder Passagier berappen, um auf der Ersatzschule Ocean College mitreisen zu können.

Im Herbst sind die Pennäler, die meisten davon Zehntklässler, dem Lockdown quasi davon gesegelt, so Johan Kegler, Geschäftsführer der Firma Ocean College, die die Reise organisiert hat.

Neben dem Unterricht gehörten auch Exkursionen und das Erlernen des Segelns der „Pelican of London“ zum Alltag an Bord. Knapp 15.000 Seemeilen hat der dreimastige Großsegler in diesem halben Jahr zurückgelegt: zunächst die europäische Westküste entlang bis Gibraltar, dann auf die Kanaren, in die Karibik und durch den Panamakanal nach Costa Rica und zurück. Eine Lern- und Erlebnisfahrt, die es sich hat.

Man sei traurig und glücklich zugleich, es sei schon hart, nach so vielen tollen Erlebnissen das Schiff verlassen zu müssen. Aber natürlich freue man sich auch, nun endlich die eigene Familie wiederzusehen.

“An Bord hat die Pandemie kaum eine Rolle gespielt, wir hatten eine kleine Bubble für uns und gar nicht so viel mitbekommen von Corona“, sagt eine Mitreisende aus Stuttgart. Eine Maskenpflicht an Bord habe es nicht gegeben, zu den Landgängen seien allerdings  Coronatests gemacht worden.

Die Philosophie des Ocean College sei es, Schüler in Verantwortung zu bringen, sagt Kegler. “Wir glauben, dass die normale Schule zu theorielastig ist.” Man habe versucht, auf der Reise stets Praxis und Theorie zu verbinden: Mathe und Physik seien in direkter Verbindung mit Astronomie und Seefahrt unterrichtet worden, das Segeln funktioniere nur mit Mathematik, ganz ohne GPS, mit Rechnen und Sextant. Die Bordsprache war Englisch, auch Spanisch konnte gelernt werden. Und: Geschichte werde auf der Route von Kolumbus und mit der Landung der Alliierten in der Normandie zu einer realen Erfahrung.

Bereits am Montag geht für die ersten Heimkehrer der Schulalltag wieder los. “Das wird für manche sicherlich eine Herausforderung”, meint Kegler. Doch die Jugendlichen seien über die Reise an den Herausforderungen gewachsen und daher darauf bestens vorbereitet.

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