Poetik im Wandel der Zeit

Martin Opitz schlägt 1624 mit seinem Werk Buch von der deutschen Poeterei auf, ihm gelingt es, den klassischen lateinischen Versmaßen ein deutsches Pendant gegenüberzustellen.

Gottsched und Bodmer legen nach und kommen einander auch in die Quere, Ersterer betont das rationale, Zweiterer das emotionale Element in der Dichtung.

Im Sturm und Drang wird manches als überkommen Empfundene über Bord geworfen von Schiller, Goethe oder Lenz, für die Romantiker tritt die Imagination an die Stelle der reinen Anwendung von Regeln. Friedrich Schlegel stellt klar, dass “dass die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide”, hier wird also endlich der Dichter zum Maß der Dinge erhoben, damit ist Dichtung als bloße Anwendung von Regeln passe. Diese Auffassung prägt lange Zeit das Wesen der Poetik im deutschen Sprachraum.

Anfang des 20. Jahrhunderts greift Herwarth Walden Einflüsse des aus Frankreich kommenden Futurismus zunächst in der bildenden Kunst auf, Alfred Döblin erweitert dann das literarische Arsenal in Berlin Alexanderplatz um Stilmittel wie moderne Montagetechniken, erlebte Rede und inneren Monolog.

Die postmoderne Poetik strebt das Spiel mit literarischen Tradition an. Man bedient sich gezielt literarischer Figuren, verwendet Zitate von klassischen Autoren, deutet sie zeitgemäß um und entgeht so dem Vorwurf etwaiger Epigonalität: Tom Stoppard tut das 1966 mit den Randfiguren Rosencrantz und Guildenstern aus Shakespeares Hamlet, Ulrich Plenzdorf erfindet 1972 Die neuen Leiden des jungen W. in Anspielung auf Goethes Werther und Heiner Müller nennt eines seiner Dramen Die Hamletmaschine.

Bild: http://kevinalfredstrom.com/art/v/paintings/Sir+John+Lavery_Miss_Auras_the_red_book.jpg.html

 

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