Vom Briefroman bis zum E-Mailroman “Gut gegen den Nordwind”

Wie so oft hatten die Engländer schon vorgelegt, und zwar mit Samuel Richardson: 1740 mit Pamela und 1748 mit Clarissa. Auch auch im 19. Jahrhundert hatten die Briten die Nase vorn: Erst legte die damals 17-jährige Mary Shelley 1818 mit Frankenstein vor, Bram Stoker zieht mit Dracula 1897 nach.

Anfang des 20. Jahrunderts holt der deutschsprachige Briefroman dann kräftig auf. Bereits 1903 veröffentlicht Elisabeth von Heyking Briefe, die ihn nicht erreichten, in dem sie vom gesellschaftlichen Leben in den höheren Kreisen erzählt, das sie als Ehefrau eines Diplomaten sehr gut kannte. Dann geht es Schlag auf Schlag: 1907 kommt Hugo von Hofmannsthals Die Briefe eines Zurückgekehrten auf den Markt, 1910 Ricarda Huchs Der letzte Sommer und 1912 Else Lasker-Schülers Mein Herz.

In den 1970er- und 80er-Jahren feiert der Briefroman ein Comeback: Die glückliche Geschichte der A. P. von Christine Brückner ist ein dialogischer Briefroman, wobei die beiden Hauptfiguren sich jahrelang nur Briefe schreiben, dann aber doch ein Paar werden. 1982 folgen Literaturnobelpreisträger Heinrich Bölls Das Vermächtnis und Alice Walkers Die Farbe lila.

Im 21. Jahrhundert tritt dann der E-Mail-Roman an die Stelle des Briefromans: Dabei mischt Cecelia Ahern in ihrem belletristischen Roman Für immer vielleicht Briefe, SMS und Mails munter, während Daniel Glattauer in seinen Bestsellern Gut gegen den Nordwind und Alle sieben Wellen ganz auf E-Mail als moderne Kommunikationsform setzt. Man darf gespannt sein, wie und wohin diese Reise weitergeht.

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