Wenzel Hablik: Weit mehr als Dünen, Meer und Sylt

Es gibt Musiker wie Maler, die bringt man sofort und fast ausschließlich mit einem ihrer Werke in Zusammenhang, auch wenn ihr Lebenswerk weitaus umfangreicher und vielfältiger ist: Wer sich an Thunderclap Newman erinnert, kommt sofort auf “Something in the air”, wer an Peter Frampton denkt, kommt an “Frampton comes alive” nicht vorbei und wer sich mit dem Maler und Grafiker Wenzel Hablik beschäftigt, denkt meist gleich an sein berühmtes Syltbild von 1912.

Dabei hat Hablik, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Wien und Prag Malerei studierte, ein riesiges Werk von mehr als 600 Bildern geschaffen. Geboren und aufgewachsen in einer böhmischen Kleinstadt, zieht es ihn bald in die Ferne. Er reist gern und viel, 1906 erstmals in die Schweiz, nach Italien und die Mont Blanc-Besteigung in den französischen Alpen wird zu einem prägenden Ereignis für ihn. Die Faszination von rauer und wilder Natur hat ihn zeitlebens nicht mehr losgelassen.

Doch es zieht ihn noch mehr ans Meer als in die Berge, 1908 wird er mit seiner Frau in Norddeutschland ansässig. Er reist nach Ostpreussen, Danzig und Dänemark, studiert und malt die Küstenlandschaften. 1912 lernt er über den Galeristen Herwarth Walden den Brücke-Künstler Karl Schmidt-Rottluff kennen und schätzen. Ihm gleichen Jahr malt er sein berühmtestes Bild: Sylt, Sonnenuntergang, Dünen, 1912, das heute im Museumsberg in Flensburg oder natürlich auch auf vielen Kunstpostkarten zu sehen ist.

Zu den ausdrucksstärksten Arbeiten gehören Habliks utopische Kristallinbilder, die dann auch die expressionistische Architektur wesentlich beeinflussen sollten. 1925/26 unternimmt er seine letzte große Auslandsreise, die ihn bis nach Bolivien, Chile, West-Indien und auf die Azoren führt. Er stirbt 1934, sein Nachlass befindet sich im Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe.

Wer noch etwas tiefer schürfen möchte, hier zwei weiterführende Literaturtipps:

Elisabeth Fuchs-Belhamri: Traumwelten. Natur und Phantasie im Werk von Wenzel Hablik. Wenzel-Hablik-Museum, Itzehoe 2001.

Magdalena M. Moeller: Karl Schmidt-Rottluff. Eine Monographie. Hirmer, München 2010

File:Wenzel Hablik Große bunte utopische Bauten.jpg

Wenzel Hablik,
Große bunte utopische Bauten, 1922
http://www.ifg.uni-kiel.de/eckenundkanten/tafel29.html

Festsaal © Wenzel Hablik Foundation, Itzehoe

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