“Wie eine Feder in meinen Armen”: Man Ray, Fotograf, Maler und noch viel mehr

Blenden wir mal zurück um fast 100 Jahre: Der amerikanische Maler und Fotokünstler Man Ray kommt im Sommer 1921 in Frankreich an. Marcel Duchamp macht ihn in Paris im Dadaistentreff Café Certa mit André Breton, Louis Aragon, Paul Éluard und dessen Frau Gala sowie Jacques Rigaut bekannt. Die Europäer akzeptierten Man Ray, der bald fließend französisch sprach, schnell als einen von ihnen.

In den Cafés am Montparnasse lernt er die bedeutenden Pariser Künstler dieser Zeit kennen: Max Ernst, Matisse, Tanguy und Miró. Viele von ihnen finden später als Porträts Einzug in Man Rays fotografisches Oeuvre.

Gegen Ende des Jahres zieht er in das berühmte Künstlerhotel Hôtel des Ecoles am Montparnasse und nimmt zusammen mit Max Ernst, Hans Arp und Marcel Duchamp an einer Sammelausstellung in der Galerie des Kunsthändlers Alfred Flechtheim in Berlin teil. Tristan Tzara sorgt dafür, dass nur einen Monat später die erste Ausstellung Man Rays in Paris stattfindet.

Doch es kommt zum Streit zwischen Surrealisten und Dadaisten, die Wege trennen sich, Man Ray beschließt, die Malerei ruhen zu lassen und sich vermehrt der Fotografie zu widmen.

Schnell wird sein neues Studio in der Rue Campagne Première zu einem beliebten Treffpunkt von Malern und Schriftstellern. Er macht zahlreiche Porträts durchreisender Künstler wie James Joyce oder Ernest Hemingway, man trifft sich in den literarischen Salons von Gertrude Stein und Alice B. Toklas und genießt das abwechslungsreiche Pariser Leben.

Nun entdeckt Man Ray die Aktfotografie als Ausdrucksform für sich und findet in Kiki de Montparnasse, die bürgerlich Alice Prin heißt, einem beliebten Modell, seine Muse und Geliebte.

Kiki und Man Ray bleiben 4 Jahre lang ein Paar, in dieser Zeit entsteht eines seiner berühmtesten Bilder: das Foto Le Violon d’Ingres, das den nackten Rücken Kikis mit Turban zeigt, auf dem sich die beiden aufgemalten f-förmigen Öffnungen eines Violoncellos befinden.

Anfang der 1930er-Jahre erreicht Man Rays Schaffenskraft eine Glanzzeit durch die Arbeit mit der schönen und intellektuellen Lee Miller, mit der er auch eine Liebesbeziehung hat. Doch als Lee Miller ihn 1932 verlässt und nach New York geht, stürzt ihn das in eine tiefe künstlerische Krise. 1940 entflieht er dem 2. Weltkrieg und kehrt nach Amerika zurück.

Hier lernt er 1946 im einem Nightclub in Los Angeles die Tänzerin Juliet kennen, die er heiraten wird und die bis zu seinem Tod 1976 seine Ehefrau bleiben wird. An die erste Begegung mit ihr erinnert Man Ray sich so: “After dinner we went to a night club where some of the best jazz of the period was being played. We danced. Juliet was like a feather in my arms.”

 

Ähnliche News