Am 17. Februar 2025 nahmen die Klassen 12 des TG an dem Workshop „Rettet die Wahlen“ der Friedrich Ebert Stiftung teil. Der Workshop erstreckte sich über den gesamten Vormittag von 8 bis 13 Uhr einschließlich Pausen.
Der Workshop begann mit einer Vorstellungsrunde, bei der man neben Namen und Alter auch die Fragen beantworten sollte, ob man bereits wählen war, und was man machen würde, wenn man einen Tag lang Bundeskanzler:in wäre. Von scherzhaften Antworten bis zu ernsthaften politischen Ideen war hier alles dabei.
Anschließend sollten die Schüler:innen durch den Raum gehen und an verschiedenen Stationen unterschiedliche Fragen beantworten, die alle im Zusammenhang mit der Politik in Deutschland standen. All diese Fragen waren sehr allgemein, sollten zum grundsätzlichen Nachdenken über die politische Situation anregen und darüber, was einem persönlich zusagt und was man gerne anders hätte.
Dies war eine gute Grundlage, um im nächsten Schritt zu verschiedenen Aussagen Stellung zu nehmen und in der Gruppe über die verschiedenen Standpunkte zu diskutieren. Hier ging es um Aussagen, die im politischen Diskurs oft fallen und die es sich lohnt, einmal genauer zu beleuchten. Zum Beispiel „Wählen gehen bringt nichts, eine einzelne Stimme hat kein Gewicht“. Das kann ja erstmal halbwegs einleuchtend klingen, oder? Viele potentielle Wähler:innen lassen sich unter anderem von Aussagen wie dieser vom Wählen abhalten, dabei ist sie falsch, wie sich an einem kleinen Rechenbeispiel zeigt: Wenn von 100 Wähler:innen 20 eine antidemokratische Partei wählen, bekommt diese am Ende 20% der Gesamtstimmen, gehen allerdings nicht nur 100 sondern 200 Menschen zur Wahl und es wählen wieder 20 davon diese Partei, erhält sie lediglich 10%. Anhand dieses Beispiels wurde auch beim Workshop erklärt, weshalb wählen gehen so wichtig ist, denn wenn jeder denkt, er könne nichts bewirken, tut es am Ende niemand.
Auch andere politische Fragen, z.B. ob das Wahlalter auf 16 heruntergesetzt werden sollte, wurden diskutiert. Die Meinungen gingen hier sehr viel stärker auseinander als bei der zuvor genannten Frage.
Es ging allerdings bei weitem nicht nur um die persönlichen politischen Meinungen der Schüler:innen, sondern auch darum, wie unser Staat funktioniert und aufgebaut ist. Hierfür haben die Schüler:innen verschiedene Karten mit Begriffen bekommen, die richtig zusammengesetzt ein Schaubild ergeben sollten, das die Gewaltenteilung veranschaulicht.
Im Anschluss gab es eine Gruppenarbeit, bei der sich jede Gruppe mit einem der Organe des Bundes genauer auseinandersetzen sollte, um die Ergebnisse am Ende allen anderen vorzustellen. So ergaben sich zu jedem dieser Organe kleine Steckbriefe, die das Verständnis der Gewaltenteilung vertieften und alle Teilnehmer auf einen ähnlichen Wissensstand brachten.
Nach viel Input und Diskurs über verschiedenste mehr oder weniger komplexe politische Themen wurde die Gruppe in zwei Teile aufgeteilt, um Tabu zu spielen – mit Politikbegriffen versteht sich. Das Ziel war es, dem eigenen Team innerhalb einer Minute so viele dieser Begriffe wie möglich zu erklären, ohne bestimmte Begriffe zu verwenden. Das lockerte die Stimmung auf und veranlasste die Schüler:innen dazu, das zuvor gelernte anzuwenden und in eigene Worte zu fassen.
Der wahrscheinlich relevanteste Teil des Workshops hinsichtlich der bald darauffolgenden Bundestagswahlen kam danach. Die Schüler:innen bekamen gruppenweise etwas gekürzte Versionen der Parteiprogramme vorgelegt, mit denen sie sich befassen sollten, allerdings mit einem kleinen Haken – zu welcher Partei das Programm gehörte, stand nicht dabei. So war man gezwungen, die unterschiedlichen Forderungen und Ziele vollkommen unvoreingenommen zu lesen. Aus diesen Informationen sollten Plakate zur jeweiligen Partei angefertigt werden, aus denen sich ergeben sollte, wofür die einzelnen Parteien im Kern stehen. Man war auch herzlich dazu eingeladen, zu raten, zu welcher Partei das eigene Programm gehörte, wobei die meisten Gruppen auch richtig lagen.
Beim Präsentieren dieser Plakate wurde dann aufgelöst, ob diese Vermutungen der Wahrheit entsprachen und die Gesichter der jeweiligen Spitzenkandidaten der Partei sollten zugeordnet werden.
Die meist unvollständigen und viel auf Gefühl basierenden Eindrücke der einzelnen Parteien wurden so, zumindest teilweise, durch tatsächliche neutrale Fakten vervollständigt.
Zum Abschluss wurde nochmals erklärt, worauf man bei der eigenen Recherche achten sollte und wie man Fake News identifizieren kann. Hierfür wurde auch ein aktuelles Beispiel gezeigt. Es ging um ein Foto von Greta Thunberg, das laut einiger Nutzer angeblich gefaked war und vor einem Greenscreen entstanden war. Die angeblichen Beweisfotos waren allerdings selbst gefälscht, obwohl sie auf den ersten Blick echt wirkten. Dies zeigte erneut auf, wie viel durch Fotomontage heutzutage möglich ist, und dass man lieber zweimal hinschauen sollte, bevor man seine Meinung auf fragliche Internetposts basiert.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Workshop für viele Schüler:innen sehr hilfreich war, zum einen im Hinblick auf die Bundestagswahl und zum anderen für das allgemeine Verständnis von Politik und der aktuellen Situation. Alles in allem also eine tolle Erfahrung mit echtem Mehrwert, da die Informationen nicht nur wie im Unterricht heruntergerattert wurden, sondern den Schüler:innen auf kreative und abwechslungsreiche Weise nahegebracht wurden.
Text und Fotos: Lenya Kneher, Klasse TG12