Spirit of 69: Get Back to the Rooftop

Spirit of 69: Get Back to the Rooftop

Man muss sich das mal vorstellen: Die Band gibt es seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr und trotzdem sind die Beatles auch 2021 ständig präsent in den internationalen Schlagzeilen. Erst kürzlich mit Paul McCartneys opulentem Alterswerk Lyrics und jetzt mit dem neuen Beatles-Film Get Back, den Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson aus mehr als 56 Stunden Film- und 140 Stunden Audiomaterial zu einem sehenswerten 468 Minuten-Streifen zusammengefügt hat:

Der Film The Beatles – Get Back dokumentiert die Arbeit der Fab Four im Studio im Januar 1969 und zeigt in drei Teilen von 157, 173 und 138 Minuten Länge die kreative Spätphase bis hin zum komplett gezeigten, legendären Rooftop-Konzert über den Dächern von London, dem letzten Liveauftritt der Gruppe vor der Trennung 1970.

Der Film lässt die Zuschauer sehr nahe ran an die Menschen und Musiker Paul, John, George und Ringo sowie deren damalige Partnerinnen Linda, Yoko Ono, Pattie und Maureen: Es wird geprobt, gejammt, gestritten und auch viel dummes Zeug geschwätzt. Man schmunzelt, wenn man sieht, wie George mehrfach fast demonstrativ gähnt, als Paul ihm und Ringo die Urversion von Get Back auf dem Bass vorspielt und schmackhaft machen will. Auch beginnende Zerfallserscheinungen werden nicht ausgespart, und das ist gut so: An einer Stelle hat George die Nase voll, verlässt das Studio und kündigt an, dass er die Band verlassen will. Lennon kontert schlagfertig: “Dann holen wir eben Clapton.” Das saß, dazu kam es dann aber bekanntlich nicht.

Mit neuster Technologie hat Jackson das alte Filmmaterial digitalisiert, verfeinert, koloriert und in 4K-Qualität umgewandelt. Ein Großteil der Tonaufnahmen entstand damals noch mithilfe eines Mono-Vierspurgerätes. Durch die umfassende Restaurierung der Audiodateien mit einer Rauschunterdrückungssoftware sind manche Dialoge erst jetzt in der Doku von Peter Jackson akustisch deutlich zu verstehen.

Im Verlauf der Proben kommt dann Keyboarder Billy Preston dazu, dessen leichtfüßiges Solo dem Song Get Back den letzten Schliff verpasst und der auch beim Rooftop Concert mitspielt. 5 Songs geben die Beatles dort zum Besten: Don’t let me down und Get back, die jeder kennt, sowie die drei weniger bekannten Stücke I’ve Got a Feeling, One after 909 und Dig a Pony. Rund um das Apple-Gebäude scharen sich unten auf der Straße Tausende von Londonern, die dem Konzert vom Dach begeistert lauschen, bis die Polizei dem musikalischen Treiben dort oben ein Ende setzt.

Lassen wir die Akteure selbst zu Wort kommen. Ringo Starr zeigt sich rundum angetan: „Ich denke, dass jeder die Doku genießen kann. Diese Band hat wirklich hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo sie gelandet ist. Vier Jungs in einem Raum, da hat man halt ein paar Ups und Downs. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Peter Jackson ist unser Held, er hat großartige Arbeit geleistet.”

Und Paul McCartney meint: “Das sind vier Freunde, die an einem total verrückten Ort in London spielen und über die Absurdität der Situation kichern. Das waren die Beatles, das waren wir.“

In der Tat: Peter Jackson hat dem Spirit der späten 1960er-Jahre mit seiner Beatles-Doku neues Leben eingehaucht. Schon allein das macht diesen Film durchaus bemerkenswert.

Foto: Mike Walen

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